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Digitales Display im Hotel in Ahaus

Ahaus: Einblick in eine etwas digitalisierte Stadt

Ahaus in Nordrhein-Westfalen gilt als eine digitalisierte Stadt. Das weiß ich, nachdem ich auf der Internetseite der DW.com einen Artikel darüber gelesen habe. Den wiederum fand ich so spannend, dass ich mir selbst ein Bild davon machen wollte. Besonders interessant soll dort das „Smartel“ sein, ein Hotel, das ohne menschliches Personal auskommt. Ginge es dabei nur um die Rezeption, wäre das fast langweilig. Denn einchecken, ohne dass man Kontakt zu einem Menschen hat, geht auch in Hotels in Bielefeld, Berlin, Hannover oder Münster.

Was Ahaus besonders macht ist, dass dort sehr viele Bezahlvorgänge über die App Chayns laufen. https://chayns.site/. Dort muss man sich auch registrieren, um im Smartel überhaupt ein Zimmer buchen zu können. Und das war gar nicht so einfach, wie es klingt.

Herausforderungen bei der Registrierung

Um ein Zimmer im Smartel zu buchen, wird ein Chayns-Konto benötigt. Die Registrierung dafür erweist sich jedoch als erstaunlich umständlich. Zunächst hatte ich es über die Homepage versucht, mir dann aber die App heruntergeladen. Eine Verifizierung ist unter anderem via Apple-ID möglich. Dann muss man 8,10 Euro überweisen. Die Sofortüberweisung wird relativ schnell erkannt, doch das Zimmer konnte ich trotzdem noch nicht buchen.

Denn jetzt war eine Telefonverifizierung nötig, bei mir kam aber der Bestätigungscode nicht an. Weil ich nicht gefunden habe, wo ich ihn mir erneut zuschicken lassen kann, nutzte ich den Chat. Der ist zwar im Grunde sehr gut. Allerdings führten mich die Links in den Antworten nicht an die richtigen Stellen. Es gibt beispielsweise keinen „Einstellungen“-Button wie beschrieben. Der Chatbot verwies mich dann an einen echten Menschen – doch als dieser antwortete, hatte ich nach einigem Herumklicken den Punkt zur Neusendung des SMS-Codes selbst gefunden. Von da an ging alles ziemlich einfach.

Vor dem Einchecken musste ich meinen Personalausweis in die App hochladen. Zum Glück funktioniert dieser Prozess reibungslos. Die App erkennt das Dokument sofort, ohne dass ich den Bildausschnitt irgendwie anpassen oder das Dokument nach Anweisung mal hierhin, mal dahin drehen musste. Am Anreisetag bekam ich eine Benachrichtigung, ab wann das Zimmer bereitsteht. Ursprünglich hieß es, der Check-in sei ab 15 Uhr möglich, doch dann erhielt ich die erfreuliche Info: Wir dürfen bereits um 12 Uhr ins Zimmer.

Das digital-gesteuerte Zimmer

Am Hotel angekommen, gebe ich auf einem Display am Eingang meinen per App erhaltenen PIN-Code ein. Anschließend gehe ich zur Zimmertür, wo ich den Code erneut eintippe. Im Zimmer selbst steuert man fast alles über ein Wanddisplay – oder eben über die App: Licht, Temperatur, Vorhänge und den Fernseher kann man digital steuern. Besonders spannend sind die verschiedenen Lichtmodi: Wir entscheiden uns für „Jungle“ mit blauen und grünen Tönen, es gibt aber auch „Sunset“ oder „Traffic“. Unnötig zu sagen, dass man ratzfatz im schnellen Internet im Zimmer eingeloggt ist.

Zur Ausstattung des Zimmers gehören Kunststoffflaschen, die man auf dem Gang mit Mineralwasser auffüllen kann – und die man sogar mit nach Hause nehmen darf. Hier funktioniert alles noch ohne digitale Elemente. Allerdings schnurrt mehrfach ein Saugroboter an uns vorbei.

Im Restaurant: Digitalisierung für reibungslose Abläufe

Im Hotel ist auch ein Pub, The Unbrexit. Einen Tisch kann man dort natürlich auch über die App buchen. Die Speisekarte erhält man, wenn man den QR-Code gescannt hat. Die Bestellung läuft ebenfalls über die App – die Bezahlung erfolgt automatisch durch Einzug vom Konto. Ich kann sogar die Playlist im Pub auf meinen Geschmack anpassen, das mag ich gerne. Wer einen Schirm bräuchte, könnte diesen ebenfalls durch Scannen eines Codes ausleihen. Das habe ich schon einmal in Brüssel gesehen. Und selbst der Snack-Automat ist mittels App steuerbar. 

Mein Fazit: Dieses Digitalisierungslevel wünsche ich mir in viel mehr Hotels und Restaurants. Die Firma, die das in Ahaus umsetzt, heißt übrigens Tobit. Noch besser fände ich, wenn als Zahlungssystem so schnell wie möglich Wero eingebunden würde.

Unerwartete Probleme

Trotzdem läuft nicht alles perfekt: Wir haben Zimmer 206 gebucht, doch Zimmer 108 bekommen – aus unbekannten Gründen. Schlimm war das nicht. Allerdings war genau unter uns ein Live-Konzert im Pub. Wer also früh schlafen möchte, hat Pech gehabt.

Schade fand ich, dass ich nirgendwo im Hotel oder der App den Hinweis auf das Restaurant „Sherlocks“ im gleichen Haus gesehen habe. Dort hätte ich nämlich viel lieber gegessen als im Pub. Tatsächlich haben wir das zugehörige Restaurant aber nur zufällig entdeckt.

Mehr über Ahaus als touristisches Ziel in meinem Blog opjueck.de.

Ärgerlich fand ich auch, dass ich über die App eine Spam-Nachricht bekommen habe, scheinbar von einer Frau, die mir ihre Dienste anbieten wollte. Letztlich blieb es aber bei diesem einmaligen Erlebnis.

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