Es muss 1996 gewesen sein, als ich zuletzt die Bank gewechselt habe. Der Grund für diesen Bankwechsel war damals ganz einfach: Ich war wie nahezu alle aus dem Dorf, aus dem ich komme, bei einer Bank, die wir S-Bank nennen. Und die S-Bank hat Studierenden 1996 noch keine Kreditkarte gegeben. Die brauchte ich aber, weil ich in die USA reisen wollte. Also bin ich damals zu einer anderen Bank gewechselt, die wir die T-Bank nennen.
Die T-Bank war damals sehr modern: Dort konnte man Überweisungen per Telefonbanking erledigen. Wie praktisch! Und es gab eben eine Kreditkarte. Weil die T-Bank noch viele Jahre modern war, bin ich bei ihr geblieben. Auch, als ich von Hessen nach Rheinland-Pfalz zog, zurück nach Hessen und schließlich nach NRW.
Als die ersten Probleme auftauchten
Über alle die Jahre war das so in Ordnung. Ein erstes Mal rasselten wir aneinander, als ich eine Bankbürgschaft für meinen Vermieter brauchte und die T-Bank sie mir nicht geben wollte, weil bei der Schufa noch ein Autokredit eingetragen war. Gut, das war nicht die Schuld der Bank. Und weil der Kredit seit Jahren abbezahlt war, ließ sich das Problem leicht ausräumen.
Von 2002 an war ich dann recht froh über die T-Bank. Die stellte nämlich nie Fragen, wenn ich unregelmäßige Geldeingänge hatte und meinen Dispo mehr als strapazierte. Das ist für Freiberufler*innen gar nicht so ungewöhnlich. Denn egal, wie groß und seriös die Kund*innen sind: Rechnungen bezahlen sie alle mit einem unangenehmen Verzug. Der T-Bank war das egal, denn
- hatte ich ein kleines Sparbuch dort
- ein zusätzliches Depot
- verdienten sie schließlich gut an jedem Euro und früher an jeder Mark, um die ich mein Konto überzog.
Wie mir die T-Bank unsympathischer wurde
Zu einem ernsthaften Bruch kam es Anfang des Jahrtausends, als mich die T-Bank zu einem Anlagegespräch einlud. Die Beraterin erfasste meine Situation und begann, mir Produkte zu empfehlen. „Moment“, sagte ich. „Ich habe ja bei einer anderen Bank noch andere Geldanlagen. Wenn Sie mir jetzt einfach irgendwelche Produkte empfehlen, ohne die anderen Anlagen zu berücksichtigen, dann passt das Portfolio am Ende nicht zu meinem Risikoprofil.“ Antwort der Beraterin: „Uns interessieren nur die Summen, die Sie bei uns haben!“. Das mag normal sein, für Kund*innen kann das jedoch fatale Folgen haben.
Um es noch schlimmer zu machen, empfahl die Beraterin mir – trara – Lehmann-Papiere. Auf meinen Einwand, dass ich das Produkt nicht verstehe und darum auch nicht kaufen wolle, antwortete sie mir: Manche Produkte könne man auch einfach nicht verstehen. Aber Lehmann sei schließlich ein großer Name. Gut, dass ich mich darauf nicht eingelassen hatte. Ich bat die T-Bank stattdessen schriftlich, mich nie mehr zu einem Anlagegespräch einzuladen. Sie hat sich daran gehalten.
Wie es schließlich zum Bankwechsel kam
Was mich in den vergangenen Jahren sehr genervt hat: Meine T-Bank bot kein Giropay, also das deutsche Pendant zu Paypal, an. Und auch kein ApplePay. Und seit der Einführung der VISA Debit Card musste ich selbst bei Banken im Cashpool 3,95 Euro bezahlen, wenn ich 100 Euro abhob. Zwar wird sich die Sache mit dem Bargeld hoffentlich auch in Deutschland irgendwann erledigt haben, noch ist es aber nicht so weit.
Lustigerweise wurde ausgerechnet die S-Bank eine regelmäßige Kundin von mir. Und je mehr ich für sie geschrieben habe, umso mehr habe ich auch über ihre Produkte und vor allem über ihre Philosophie gelernt. Sie engagiert sich nämlich in der Region, und das finde ich gut. Günstig ist sie allerdings nicht, die T-Bank hat mich viel weniger gekostet. Dafür habe ich dort aber auch nicht bekommen, was ich möchte.
Nun ist ein Bankwechsel als Freiberuflerin ein großer Schritt. Denn selbst, wenn ich gut verdiene, ist es letztlich so: Ich kann kein festes monatliches Einkommen nachweisen. Das war schon ein großes Problem, als wir damals den Kredit für unsere Wohnung aufgenommen haben. Und so ist es auch jetzt: Derzeit und für die kommenden drei Monate darf ich mein Konto nicht überziehen. Erst danach wird mir ein Dispo bewilligt. Ohne Dispo – das ist wie gesagt für Freiberufler*innen richtig schwierig, wenn die Kund*innen sich wieder einmal bitten lassen.
Die kleinen und großen Probleme beim Bankwechsel
Doch bis es überhaupt so weit kam, musste ich schon Steine aus dem Weg räumen. Denn wenn man online ein Girokonto eröffnen möchte, bekommt man vorvertragliche Unterlagen, auf denen als default „Arbeitnehmer*in“ angekreuzt ist. Genau das bin ich eben nicht. Also rief ich bei der S-Bank an und fragte, ob sie denn überhaupt Freiberufler*innen als Kund*innen akzeptieren. Ja, hieß es, das sei kein Problem. Ich solle das Formular doch einfach so einreichen, das könne man noch immer ändern. Oder wenn ich das nicht wolle, dann könnte ich auch einen Vor-Ort-Termin bekommen. Ich wollte den Bankwechsel ordentlich machen und habe mich darum für den Termin entschieden.
Dort nahm alles seinen Lauf: SEPA-Lastschriftmandate und wiederkehrende Überweisungen würde man mir direkt dank Kontowechselhilfe einrichten. Die S-Bank schreibe die T-Bank an und bitte um Zusendung aller Buchungen bis zu sieben Monate zurück. Prima, dachte ich.
Aber dann wurde der Bankwechsel ungemütlich. Die T-Bank, die sich die letzten Jahre zwar über meine Zinszahlungen gefreut hat, sonst aber nichts von mir wissen wollte, zweifelte die Echtheit meiner Unterschrift auf dem Auftrag an. Ich konnte erfreulicherweise online das Problem beheben. Dann behauptete sie, sie könne mein Konto nicht auflösen, weil im zugehörigen Depot noch Wertpapiere lagen. Tatsächlich handelte es sich um eine wertlose Aktie, da das herausgebende Unternehmen schon vor Jahren in die Insolvenz gegangen ist. Auch das ließ sich online klären.
Vier Werktage vor dem richtigen Wechsel teilte mir die S-Bank mit, dass die T-Bank nicht kooperiert habe. Heißt: Ich musste den Kontowechsel manuell machen und hatte dazu nur noch sehr wenig Zeit. In der Praxis bedeutet das: Alle Girokontoauszüge der vergangenen zwölf Monate checken und alle Daueraufträge händisch bei der neuen Bank eingeben. Zusätzlich alle, die eine Abbuchungserlaubnis haben, darüber informieren, dass sich die Bankdaten geändert haben. Das hat gut geklappt, war aber zeitaufwändig. Letztlich musste ich nur bei der Stadtbibliothek persönlich vorbeigehen, um die Bankverbindung zu ändern. Eine Crowdfundingplattform, über die ich investiere, hatte noch die falschen Bankdaten, als sie mir eine Zinsausschüttung senden wollte. Darauf warte ich jetzt in der vierten Woche. Und bei meiner Krankenkasse kam die Abbuchungserlaubnis zu spät an. Sie wird wohl diesen Monat doppelt abbuchen.
Der Tag der Kontoumstellung
Dann war der große Tag da. Und ich bemerkte, dass mein kleines Sparbuch nicht mit dem Girokonto die Bank gewechselt hatte. Zwar hatte ich davon schon eine Summe zur neuen Bank überwiesen. Als ich die zweite Tranche überweisen wollte, hieß es aber, der Betrag sei zu hoch. So blieben einige hundert Euro dort liegen.
Ich bin ziemlich sicher, dass man mir vor vielen Jahren gesagt hatte, dass das Konto nicht mehr eigenständig, sondern mit dem Girokonto verknüpft sei. Entsprechend hatte ich mir um diese Restsumme keine Gedanken gemacht. Doch als ich jetzt versuchte, über die App die letzte Tranche zu überweisen, hatte ich dazu keine Berechtigung mehr. Also ging ich zur T-Bank. Die sehr junge Mitarbeiterin sagte mir, dass es sich dabei um einen Sparvertrag handle und ich den letzten Kontoauszug dazu vorlegen müsse, um zu beweisen, dass das auch wirklich mein Konto sei. Der letzte Auszug war wohlgemerkt von 2010, wie sie mir sagte.
Ich antwortete, dass ich nicht verpflichtet sei, solange Kontoauszüge aufzubewahren, sie sagte mir, dass das bei einem solchen Konto anders sei. Das wiederum ist totaler Quatsch, denn erstens beweist ein Kontostand von 2010 gerade mal gar nichts, zweitens wurde dieses Konto genauso wie das Girokonto online verwaltet. Wozu also ein Papierauszug von 2010? Als ich darum mithilfe der App nachweisen wollte, dass das Konto meines sei, hatte ich keinen Zugriff mehr darauf. Wie also hätte ich dieses Sparbuch überhaupt noch verwalten sollen?
Unsere Diskussion war unangenehm und hitzig. Schließlich unterschrieb ich eine Verlust- und Haftungserklärung und dann wurde das Sparkonto aufgelöst. Ich habe den Bankwechsel seither keinen Tag bereut. Dafür nutze ich jetzt freudvoll Apple Pay, die deutsche Version von Paypal wann immer es möglich ist, ich habe dort ein privates Tagesgeldkonto und einen winzigen Ratensparplan, mit dem ich gleichzeitig an einer Lotterie teilnehme und die lokalen Vereine unterstütze. Oder kurz gesagt: Ich zahle jetzt monatlich deutlich mehr – und bin derzeit noch ohne Dispo trotzdem rundum zufrieden.
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