Dass Deutschland nicht gerade für die Digitalisierung brennt, wissen wir alle. Und das, obwohl neue Technologien hier schon lange eine wichtige Rolle spielen. Das zeigt auch die aktuelle Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn. Allerdings hatte ich bei meinem Interrailtrip durch zehn europäische Länder einige gute Ideen gesehen, die zeigten, dass andere Länder weiter sind. Es hatten jedoch nicht alle mit Technologie zu tun. Ich habe trotzdem gedacht: Wow, wären wir in Deutschland nur etwas offener für Neues. Nach meinem letzten Trip nach Berlin frage ich mich allerdings, ob es nicht eher an Köln liegt, dass hier so wenig digitalisiert ist. Denn auch in Berlin geht einiges, was bei uns nicht möglich ist.
Apropos Bonn: Bei meinem Ausflug ins Haus der Geschichte habe ich dort in der Straßenbahn eine Möglichkeit gesehen, kontaktlos und ganz flott in der Bahn einzuchecken. Die KVB ist da eher noch recht altmodisch. Dabei ist das tap and go die Zukunft – übrigens auch in London.
Was ich in Berlin gesehen habe
In Berlin hat mich allein die Technologie im Hotel überrascht:
Als wir ankamen, standen keine Mitarbeiter*innen in der Lobby. Das kann man gut finden, ich find’s eher doof. Nach einigem Hin- und Hersehen sind uns die kleinen Terminals in der Lobbymitte aufgefallen für den Selbst-Check-in. Der war aber leider gar nicht so einfach. So hätte ich angeblich meinen Personalausweis scannen können, aber mein Terminal hat mir dazu keine weiteren Infos angezeigt. Von einer Freundin habe ich erfahren, dass das bei ihr dank einer Anzeige reibungslos funktioniert hat. Ich hatte also wohl ein doofes Terminal erwischt.
Also musste ich die Daten manuell eintragen – und bekam eine Fehlermeldung, aus der aber der Grund nicht hervorging. Ich dachte, es liege an der fehlenden Telefonnummer und Mailadresse, die aber keine Pflichtfelder waren. Tatsächlich fehlte aber der Zustimmungshaken bei den AGBs, wie mir ein Mitarbeiter erklärte, der sich schließlich erbarmte. Das war jedoch nicht so einfach zu erkennen. Ich gebe zu, dass mich diese Technologie total genervt hat. Das liegt auch daran, dass ich in Bielefeld schon mehrmals den Self Check-in in Hotels benutzt habe, und das dort sehr einfach und bequem ging.
Vom Self Check-in zum Hotel-Kiosk
Das Hotel hatte außerdem einen bargeldlosen Kiosk in der Lobby. Schokolade, Wein, Wasser – wer bereit ist, deutlich stolzere Preise als im Späti um die Ecke zu zahlen, bekommt dort alles. Das Prinzip war für mich ach nicht neu. Ich habe es auf unserem Interrailtrip in Brüssel erstmals in einem Hotel gesehen. Genutzt habe ich in Berlin den Kiosk nicht – unangemessen teuer. Ich Brüssel hatten wir uns Gin Tonic in Dosen gekauft.
Bestellen in der Hotel-Bar
Erstmals habe ich in der Hotel-Bar eine Technologie benutzt, um Kaffee und Kuchen zu bestellen. Light Speed heißt sie, macht aber ihrem Namen nicht alle Ehre. Eigentlich wollten wir in ein Café in der Nähe gehen, das hatte aber ausgerechnet am Samstagmittag geschlossen. Und weil die Bar im Hotel ganz nett aussah, haben wir uns dort gesetzt. Auf dem Tisch stehen in der Bar Schildchen mit einem QR-Code. Das kennen wir alle seit Beginn der Corona-Pandemie: Scannen und schon sieht man das Menü.
Im Hotel Berlin, Berlin wählt man darüber aber auch aus, was man bestellen möchte, packt es in den digitalen Warenkorb, scannt die Kreditkarte und bestellt. Sobald die Bestellung an der Theke eingegangen ist, wird sie bearbeitet und Kund*innen bekommen, was sie wollten. Vorteil: Man vermeidet unnötige Kontakte, es muss kein Bargeld hin- und hergeschoben werden, es wird weniger Personal benötigt. Nachteil: Bei unserer zweiten Bestellung hat es 20 Minuten gedauert, bis sie die Theke erreichte. Das menschliche Miteinander kommt außerdem zu kurz. Trotzdem glaube ich, dass das die Zukunft sein wird.
Bezahlen mit neuer Technologie im Restaurant
Am ersten Abend in Berlin waren wir in einem chinesischen Restaurant. Wir hätten kontaktlos mit Karte bezahlen können. Oder indem wir einen QR-Code scannten, der uns zur Luca-App führte. Die macht nämlich jetzt auf Gastronomie. Über den QR-Code haben wir fünf Prozent Rabatt auf die Rechnung bekommen. In der App habe ich gesehen, dass es in Köln bisher keine Einsatzmöglichkeiten für die App gibt, in München, Hamburg oder Berlin dagegen schon einige. Man kann über die App Restaurants suchen, dort reservieren und auch bezahlen. Eigentlich ganz cool.
AR und VR im Museum
In Köln gibt es schon lange TimeRide. Damit kann man dank VR beispielsweise zurückreisen in die Vergangenheit von Köln. Das ist toll. Aber das Cold War Museum in Berlin ist toller. Dort habe ich dank VR nämlich den Sprung des DDR-Grenzpolizisten über den Stacheldrahtzaun aus drei unterschiedlichen Perspektiven erlebt. Und das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Außerdem kann man dort dank AR eine Mondkapsel und einen Panzer in den Raum stellen und betrachten. Ich wünsche mir noch viel mehr solcher Angebote. Sie machen Geschichte begreifbar. Und ich glaube, der Unterschied zwischen TimeRide in Köln und dem Cold War Museum ist, dass die erlebte Geschichte in Köln fiktiv ist, in Berlin ist sie jedoch real.