Niemand muss meinen, dass es nur im eigenen Land oder der eigenen Stadt gute Ideen gibt. Ganz im Gegenteil: Reisen bildet, heißt es schon lange. Und so ist es kein Wunder, dass ich bei einem Interrail-Trip durch zehn europäische Länder viele Dinge gesehen habe, die ich bisher nicht kannte – und für gut befunden habe. Ich denke, einige dieser Ideen sollten wir in Köln oder ganz Deutschland übernehmen. Was hältst du davon?
Liège, Belgien: Glas- und Flaschenhalterung auf Gehwegpoller
In Köln stehen überall Poller, um Autos davon abzuhalten, auf dem Gehweg zu parken. Das ist natürlich sinnvoll. Allerdings nicht besonders schön. In Liège, Belgien, habe ich jetzt einen Aufsatz für solch einen Poller vor einer Kneipe gesehen. Das Besondere an dem Aufsatz: Er hat Aussparungen, in die Gläser und Flaschen passen. Für den gemütlichen Nachbarschaftsplausch am Abend ist das doch eine gute Idee. Oder für die Eckkneipe, die nicht viel Platz für Außengastronomie hat. Brauchen wir nur noch jemanden, der passgenau diese Aufsätze baut und zu einem fairen Preis zum Kauf anbietet. Natürlich so, dass man ihn abends nach Gebrauch leicht wieder mit in die Wohnung nehmen kann.
Budapest, Ungarn und Kitzbüheler Alpen, Österreich: Zugangskarten aus Holz
Zuerst habe ich es in Budapest im Mercure Budapest Castle Hill gesehen: Zugangskarten zum Hotelzimmer aus ganz dünnem Holz. Also nicht mehr wie früher aus Plastik. Ich habe nachgefragt: Die Karte kann immer wieder neu benutzt, die Informationen auf dem Chip überspeichert werden. Nur wenige Wochen danach habe ich bei einer Pressekonferenz von KitzSki und Ski Welt Wilder Kaiser einen Skipass aus Holz bekommen, der ebenfalls immer wieder mit Guthaben aufgeladen werden kann.
In Budapest habe ich außerdem ein riesiges Herz gesehen, in das man seine Plastikflaschen schmeißen konnte. Auch das kann dazu anregen, weniger Müll auf die Straße oder in die Parks zu werfen. Gute Idee!
Brünn, Tschechische Republik: Kollektive Vogelfütterung
Im Schlosspark in Brünn, in der Tschechischen Republik, hängen in fast jedem Baum und Busch Vogelhäuschen. Manche sind ganz klein, andere größer. Die Vögel hatten dort viel Spaß. Und die Besucher*innen blieben gerne stehen, um zuzuschauen.
Antwerpen, Belgien: Gute Ideen ganz modern
In der Haupteinkaufsstraße in Antwerpen, Belgien, sprechen die Mülleimer mit den Passanten, nachdem diese ihren Abfall eingeworfen haben. Das ist zumindest so ungewöhnlich, dass man dort gerne seinen Müll loswerden will. Der Mülleimer lässt sich auch über ein Pedal mit dem Fuß öffnen. Die farbige Anzeige oben zeigt der Müllabfuhr den Füllstand an.
Ebenfalls in Antwerpen gibt es eine ungewöhnliche Rolltreppe. Über einige Meter ist sie ein Förderband, wie man es von den Flughäfen kennt. Das Gute daran, die Besucher bleiben einfach stehen und müssen nicht von der einen Treppe runter, und dann sofort auf die nächste drauf. Ich könnte mir vorstellen, dass das hilft, Unfälle zu vermeiden. Die Rolltreppe ist im Bahnhof, der an sich schon sehr sehenswert ist.
Bratislava, Slowakei: Weinautomat im Hotelflur
Im Loft Hotel in Bratislava stand ein Weinautomat auf dem Flur. Die zugehörigen Gläser finden Gäste auf dem Zimmer. Wer Wein will, holt sich eine Karte an der Rezeption. Darauf wird gespeichert, was man verbraucht. Am Ende des Aufenthalts zahlt man dann an der Rezeption. Die Preise waren mehr als fair.
Linz, Österreich: Gegenderte Fahrradstraßen
In Linz, also in Österreich, habe ich das erste Mal „RadfahrerInnen“ auf einem Schild gesehen. Das fand ich überraschend. Nur wenige Meter vom Schild entfernt gibt es außerdem gleichgeschlechtliche Ampelmännchen – also Ampeln mit zwei roten beziehungsweise grünen Männern beziehungsweise Frauen. Können wir so etwas in Köln bitte auch bekommen?
Auch in Linz habe ich außerdem vor dem Buchladen Thalia einen Abholautomaten gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass ein solches Angebot Buchbestellungen über Amazon verringern kann. Davon abgesehen sind solche Automaten doch eigentlich für viele Läden sinnvoll, oder?
Turin, Italien: Gute Ideen müssen nicht teuer sein
Zugegeben: Es gibt schönere Plätze für Kinder zum Spielen als dieser autofreie Asphaltplatz in Turin, Italien, mitten in der Stadt. Aber durch die bunte Bemalung des Bodens mit großformatigen Bildern, aber auch Spielflächen sieht der Platz gleich viel fröhlicher aus. Piazza die Bambini, Platz der Kinder, heißt das Ganze übrigens.
Bern, Schweiz: Gute Ideen in der Fußgängerzone und der Bahn
In der Schweizer Stadt Bern stehen an der Hauptstraße fast vor jedem Geschäft Bänke und Stühle. Ob das der Covid-Pandemie geschuldet war, während der nicht zu viele Menschen gleichzeitig in einem Laden sein durften, habe ich nicht herausgefunden. Wohl habe ich aber gesehen, dass mehrfach Menschen auf den Bänken saßen. Nicht, weil sie zu müde waren, sondern einfach, um sich auszutauschen und einen kurzen Schnack zu halten. Finde ich gut.
Ebenfalls in Bern habe ich eine Energiesparkampagne in Bahnen, Zügen und am Bahnhof gesehen. Auch das ist eine gute Idee, um auf dieses sensible Thema immer wieder aufmerksam zu machen.
Brüssel, Belgien: Im Bahnhof und im Hotel gibt’s gute Ideen
Bleiben wir beim Thema Energie: Im Bahnhof von Brüssel stehen Fahrräder, mit denen man Strom beispielsweise fürs Handy selbst erzeugen kann. Das habe ich nicht zum ersten Mal gesehen. Aber die Idee finde ich noch immer gut. Auf Twitter wurde ich direkt darauf hingewiesen, dass es ein solches Fahrrad auch in der Stadtbücherei Düsseldorf gibt. Gute Sache!
Ebenfalls in Brüssel, und zwar im Ibis Hotel off Grand Place kann man sich bei Regen bargeldlos einen Schirm leihen. Wer ihn zu spät oder gar nicht zurückbringt, bekommt eine deutliche höhere Summe abgebucht.
Brig, Schweiz: Schöner warten
Der Bahnhof in Brig in der Schweiz ist nicht groß. Im Eingangsbereich gibt es aber eine besonders schöne Wartemöglichkeit: Dort steht ein Kunstbaum, an dessen Stamm ein Lautsprecher angebracht ist. Daraus ertönt beruhigendes Vogelgezwitscher.
Rotterdam, Niederlande: Dachterrasse mit Bäumen
Rotterdam in den Niederlanden ist um eine architektonische Attraktion reicher: Das Kunstdepot des Museum Boijmans Van Beuningen sieht von außen aus wie ein verspiegeltes Raumschiff, das gerade gelandet ist. Mit dem Aufzug kann man auf die Dachterrasse fahren. Dort hat man nicht nur einen guten Blick, sondern ist in einem kleinen Park mit ganz viel Grün und sogar Bäumen. Top!