„Klicken Sie hier: digitale Selbstverteidigung leicht gemacht. So schützen Sie sich, Ihre Kinder und Eltern“ ist das neue Buch (Werbe-Link zu Amazon) von Tina Groll und Cem Karakaya. Zu Beginn wird die Geschichte eines Coaches erzählt, dessen Name für eine betrügerische Webseite genutzt wurde, auf der Kaffeemaschinen verkauft wurden. Diese Geschichte ist zwar interessant, aber nicht neu. Und sie wird für meinen Geschmack etwas zu ausführlich erzählt, so wie eigentlich alle Geschichten im Buch. Anschließend gibt es ein Gespräch zwischen der betroffenen Frau und der Autorin Tina Groll. Deren Identität war bereits vor über einem Jahrzehnt gestohlen worden – und sie spürt noch immer und immer wieder die Konsequenzen. Ihre Geschichte wird übrigens im ersten Buch des Duos, „Die Cyber-Profis“ ausführlich beschrieben.
Was nehme ich aus „Klicken Sie hier“ mit?
Die besonders interessanten Teile aus „Klicken Sie hier“ sind für mich die Kapitel, in denen echte Fälle von Internetbetrug beschrieben werden. Ein Beispiel ist das sogenannte „QR-Phishing“, über das gerade in letzter Zeit viel in den Medien berichtet wird. Dabei verschicken Betrüger*innen Briefe mit QR-Codes, die auf Phishing-Seiten führen, wenn sie gescannt werden.
Doch auch beim Buchen von Ferienwohnungen und Hotelzimmern gibt es Risiken, sogar, wenn man über Plattformen wie Booking.com bucht. In diesem Abschnitt habe ich gelernt, dass eine echte Subdomain immer mit dem Namen der Hauptseite endet. Sollte die Subdomain also „booking.verification-card.com“ lauten, handelt es sich um eine Fälschung. „verification-card.booking.com“ wäre korrekt. Dieser Hinweis war für mich neu.
Auch den Begriff „Scareware“ habe ich erst durch „Klicken Sie hier“ kennengelernt. Gemeint ist damit, dass Betrüger*innen versuchen, E-Mail-Empfänger*innen so zu erschrecken, dass diese Geld, beispielsweise in Form von Bitcoins, überweisen. Dazu kursieren etwa sogenannte Sextortion-Mails. Deren Inhalt liest sich so oder so ähnlich – und landet auch gerne auf Deutsch im Postfach:
Für mich als KI-Enthusiastin ist allerdings das Kapitel zum Thema Betrug mit KI am spannendsten. Das hätte auch gerne noch länger sein dürfen. Schon das erste Beispiel zeigt, wie problematisch künstliche Intelligenz für Menschen werden kann, die bekannt sind. So beschreiben Groll und Karakaya einen Fall, bei dem dank KI im Namen einer Autorin Bücher veröffentlicht wurden. Allerdings hatte sie sie nicht geschrieben. Heißt: Jemand anders kassiert das Geld für die verkauften eBooks. Schlimmer: Da der Qualitätsanspruch der Autorin nicht erfüllt wurde, hat ihr Ruf unter diesen Büchern gelitten. Sie hat also in zweifacher Hinsicht verloren.
Was mir nicht gefällt
Grundsätzlich finde ich, es ist eine gute Idee, ein Sachbuch so aufzubauen, dass es einfach zu lesen und zu verstehen ist. Tina Groll und Cem Karakaya haben sich dazu entschlossen, Fachtexte abzuwechseln mit gedruckten Interviews, Checklisten beispielsweise zum Schutz der eigenen Daten und erzählten Echtfällen. Ich finde allerdings die Umsetzung nicht gut gelungen.
Gerade die Echtfälle sind mir zu langatmig und zu detailliert. Wenn ein Hacker beispielsweise die manikürten Fingernägel eines Dates bewundert, frage ich mich, woher die Autor*innen diese Information haben. Denn sie stecken ja nicht in seinem Kopf, können nicht wissen, was ihm gefällt. Solche Details führen bei mir dazu, dass ich daran zweifle, ob diese Geschichten wirklich echt sind oder nur erfunden wurden, um das Buch spannender zu gestalten.
Ich bin nicht die Zielgruppe von „Klicken Sie hier“
Was mich gar nicht anspricht, sind die Tipps für Eltern. Das liegt sicherlich daran, dass ich keine Kinder habe. Trotzdem finde ich es natürlich wichtig, dass Eltern ihre Kinder für die digitale Welt fit machen – was leider oft daran scheitert, dass sie selbst nicht besonders digital kompetent sind. Vielleicht ist das Buch für sie eine gute Empfehlung.
Etwas spannender finde ich das Kapitel für Senior*innen, auch wenn es für mich nicht direkt relevant ist. Ich bin mir zudem unsicher, ob es sinnvoll ist, beide Zielgruppen in einem Buch anzusprechen. Mir scheint es besser, zwei Bücher herauszugeben: eines für Eltern und eines für Ältere. Aber wahrscheinlich richtet sich das Buch an die sogenannte „Sandwich-Generation“, die sowohl für ihre Kinder als auch für ihre Eltern verantwortlich ist.
So oder so hat mir das erste Buch der beiden besser gefallen. Wer sich also zum Thema informieren möchte und noch Einsteiger*in ist, sollte aus meiner Sicht lieber „Die Cyber-Profis“ (Werbe-Link zu Amazon) lesen.