Ehrlich gesagt frage ich mich, warum das Thema so lange an mir vorbeigegangen ist: Wer ein eigenes Blog hat, kann darauf Werbung schalten. Das wusste ich zwar schon lange, aber irgendwie wollte ich mich nicht damit auseinandersetzen. Dabei bringt die Werbung, wenn sie einmal technisch eingerichtet ist, eines der derzeit so beliebten passiven Einkommen. Oder auch: geschenktes Geld. Allerdings ist die Frage, wie sich Werbeeinnahmen mit der Mitgliedschaft in der KSK, also der Künstlersozialkasse vertragen. Das hat mir Sorgen bereitet. Darum habe ich ein bisschen recherchiert.
Erkenntnis 1: Werbung ist nicht schädlich für die Mitgliedschaft in der KSK
Im Internet findet man schnell ein Urteil von 2011 des Bundessozialgerichts. Aus diesem geht hervor, dass freie Journalist*innen ihr Blog über Werbeeinnahmen finanzieren können, ohne dass das ein Grund wäre, in der KSK nicht mehr versichert zu sein. Ich habe mir dazu den Text auf akademie.de durchgelesen.
Doch jetzt kommen meine Gedanken auf die falsche Spur. Denn aus irgendwelchen Gründen denke ich, dass ich als freiberufliche Journalistin Einnahmen, die mit 19 Prozent versteuert werden, nur bis zu einer bestimmten Höhe haben darf.
Mein Kollege Timo Stoppacher findet auf der KSK-Seite eine Info, dass „aus nicht künstlerischer/nicht publizistischer selbständiger Tätigkeit“ üblicherweise 450 Euro im Monat verdient werden dürfen.
Jetzt frage ich mich natürlich, ob die Werbeeinnahmen übers Blog zu diesen Einnahmen gehören. Falls ja: 450 Euro im Monat muss man ja erst mal haben. Um sicher zu gehen, frage ich Christian Weihe, Justiziar beim DJV-NRW.
Christian, wie ist das mit der Versicherung in der KSK? Welche Voraussetzungen gelten da nochmal?
Er antwortet mir ausführlich per E-Mail:
Für die KSK kommt es darauf an, ob die Tätigkeit publizistisch ist. Das ist dann der Fall wenn sich die Tätigkeit an eine unbegrenzte Öffentlichkeit richtet.
Aha, denke ich. Das ist beim meinem Blog opjueck.de ja der Fall. Ich lese weiter, was Christian schreibt.
Wer einen Blog durch Werbung finanziert, ist trotzdem Journalist*in. Problematisch wird es dann, wenn umfangreich Akquise für die Werbung betrieben wird.
Damit habe ich bei Google-Anzeigen ja keine Probleme. Denn ich muss nur einmal die Einstellungen machen, dann läuft das Ganze automatisch. Mal sehen, was Christian weiterhin auf meine Fragen schreibt.
Und ob die Einnahmen mit 7 beziehungsweise 19 Prozent versteuert werden, spielt für die Mitgliedschaft in der KSK keine Rolle?
Nein. In der KSK ist auch versichert, wer PR und PR-Beratung macht. Auch die Lehre der Publizistik führt nicht zu einem Ausschluss in der KSK.
Der Umsatzsteuersatz, also 7 beziehungsweise 19 Prozent, ist entsprechend unerheblich. Er hat nichts mit der Versicherungspflicht in der KSK zu tun. Die Umsatzsteuer ermäßigt sich von 19 Prozent auf 7 Prozent, wenn urheberrechtliche Nutzungsrechte eingeräumt werden. Publizistische Tätigkeiten sind beispielsweise PR Beratung, Rechercheleistung oder Heftplanung. Trotz dieser Aufgaben ist man KSK-versichert.
Es gibt auch Leistungen, die mit 7 Prozent versteuert werden, aber nicht KSK-fähig sind. Das sind zum Beispiel Bilder oder Texte für die interne Kommunikation. Diese Werke sind zwar urheberrechtlich geschützt, sie richten sich aber nicht an die Öffentlichkeit.
Gut, denke ich, dann ist ja alles fein. Denn alle meine Arbeiten inklusive möglicher Werbeeinnahmen fallen unter die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft in der KSK.
Erkenntnis 2: Trotzdem nicht ganz so einfach
Wunderbar. Dann kann jetzt also Google-Werbung auf mein Blog. Das allerdings erfordert, wie ich im nächsten Schritt feststelle, ein bisschen technisches Geschick – aber wenig. Logischerweise müssen die Einnahmen auch versteuert werden. Und weil Google ein US-amerikanisches Unternehmen ist, gibt es auch noch einige Finanzformulare, mit denen man sich quälen muss. Ganz wichtig: Die DSGVO muss man berücksichtigen und entsprechend die Datenschutzinformationen auf der Internetseite anpassen. Ob sich dieser ganze Aufwand für Werbeeinnahmen lohnt? Schwer zu sagen. Ich sag mal so: Wenn’s läuft, läuft’s. Aber bis dahin muss man schon etwas Zeit investieren.
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