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Buchcover KI jetzt!

Gelesen: KI jetzt!

In „KI jetzt“, geschrieben vom Zukunftsforscher Kai Gundlach und IT-Experten Mark Brinkmann und erschienen im Gabal Verlag, geht es, wie in so vielen Büchern derzeit, um das Thema künstliche Intelligenz. Dieses Buch (Werbe-Link), das mir der Verlag kostenlos zur Rezension überlassen hat, hebt sich allerdings erfrischend von vielen anderen ab, weil es nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltsam geschrieben ist. Zwar beginnt es, wie fast alle Bücher zu diesem Thema, mit der Geschichte der künstlichen Intelligenz und den Ursprüngen des Begriffs – ein Kapitel, auf das ich persönlich verzichten könnte. Dazu habe ich in den letzten Monaten schon mehr als genug gelesen. Bedenkt man allerdings, dass nicht alle Leserinnen und Leser so tief im Thema stecken wie ich, ist dieser Einstieg durchaus akzeptabel.

Viel Nutzwert in KI jetzt!

Besonders gut gefällt mir als Verbraucherjournalistin, dass das Buch immer wieder mit Kästen dient, in denen Fachbegriffe besonders anschaulich erklärt werden. Am Ende eines jeden Kapitels findet sich zudem je eine Checkliste, die die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfasst. Das ist sehr gut gemacht und holt auch Einsteiger*innen ins Thema ab.

Im zweiten Kapitel wird thematisiert, wie künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren und Jahrzehnten alle Arbeitskräfte betreffen wird. Die Autoren sind der Meinung, dass, ähnlich wie früher Kenntnisse in Microsoft Office, bald Kenntnisse in künstlicher Intelligenz erwartet werden. Das halte ich für sehr realistisch. Einen Vorgeschmack habe ich passend dazu in dieser Stellenanzeige gefunden:

Anzeige: Die Zeit sucht einen Redakteur, der sich mit KI auskennt
Screenshot

Schön finde ich auch, dass die verschiedenen Branchen aufgelistet werden, in denen KI eine Rolle spielen könnte. Zum Beispiel wird für die Gastronomie beschrieben, wie Servicekräfte zunehmend durch Roboter ersetzt werden könnten, die das Essen ausliefern. Eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Tatsächlich habe ich so etwas auch schon in der Nähe von Köln, in Bergisch Gladbach, erlebt.

Muss man alles über KI wissen, um sie anzuwenden? Nö!

Ich bin allerdings der Meinung, dass es nicht notwendig ist, dass jemand, der KI-Lösungen alltäglich in seinem Beruf einsetzt, unbedingt den Unterschied kennen von zwischen Deep Learning und Informatik. Die meisten Menschen wissen auch nicht, was es mit Algorithmen auf sich hat – aber nutzen social Media. Oder im übertragenen Sinn: Wissen nicht, wie ein Automotor funktioniert, aber fahren damit.

Wichtiger finde ich, zu wissen, welche Aufgaben ich mit KI lösen möchte und wie ich das angehen kann. Hier stimme ich mit den Autoren überein, dass es wichtig ist, dass Unternehmen die gesamte Belegschaft mitnehmen. Eine Möglichkeit hierfür ist, dass alle Mitarbeiter an der gleichen Fortbildung teilnehmen. Solche Fortbildungen biete ich im Rahmen meiner Eisbrecherkurse an. Zwei Fachverlage und eine PR-Agentur sowie viele einzelne Mitarbeiter*innen und Solopreneur*innen haben meinen Kurs dazu schon besucht oder mich für eine Inhouse-Schulung engagiert.

Mit Zukunftsreisen planen

Im nächsten Schritt geht es darum, wie man KI eigentlich im Unternehmen implementieren kann und welche Anwendungen sich anbieten. Um das herauszufinden, könnte man zum Beispiel eine Zukunftsreise unternehmen, wie ich sie das erste Mal im April durchgeführt habe. Solch eine Zukunftsreise unterscheidet sich von einer herkömmlichen Fortbildung in drei Punkten:

  • Es findet kaum Frontalunterricht statt,
  • die Fortbildung streckt sich über sieben Tage, wobei die Teilnehmenden pro Tag nur etwa 30 Minuten investieren. An drei Tagen trifft man sich jeweils für eine Stunde zum Austausch und um kleine Übungen zu machen.
  • Die Teilnehmenden können sich die Zeit ziemlich frei einteilen.

Es geht bei dieser Zukunftsreise nicht darum, am Ende ein spezifisches Tool zu beherrschen, sondern sich Gedanken darüber zu machen, wie man die eigene Arbeit besser mit KI lösen kann. Das Ergebnis der Zukunftsreise hängt immer davon ab, wie sehr die Teilnehmenden sich gegenseitig inspirieren, aber auch davon, wie sehr man bereit ist, sich selbst einzubringen.

Wie man KI im Unternehmen einsetzt

Das Hauptkapitel des Buches untersucht, inwieweit KI in verschiedenen Abteilungen von Unternehmen verschiedener Branchen eingesetzt werden kann. Da ich beispielsweise mit Logistik nichts am Hut habe und auch kein Hochregallager betreibe, kann ich den Wert dieses Kapitels für diejenigen, die in diesen Branchen arbeiten, nicht beurteilen. Allerdings erscheint mir alles, was ich dort gelesen habe, durchaus realistisch und sinnvoll. Dieses Kapitel soll als Blaupause dienen, die man auf eigene Fälle im eigenen Unternehmen anwenden kann. Auch hier legen die Autoren großen Wert auf den Nutzwert und die Umsetzbarkeit von dem, was sie beschreiben.

Buchcover KI jetzt!

Arbeiten im Jahr 2050?

Das letzte Kapitel ist eine Art gedankliche Zukunftsreise, die möglichst realistisch bleiben soll – und die die Autoren für uns bereits unternommen haben. Sie werfen den Blick auf alle Branchen, beispielsweise auf Sozialarbeit und Pflege, Medizin, die Reinigungsbranche oder den Maschinen- und Fahrzeugbau – und zwar im Jahr 2050. Das ist noch sehr weit weg, und die Vorstellung erschreckt mich, denn dann werde ich fast 80 sein! Das Jahr 2100, das ebenfalls beschrieben wird, werde ich auf keinen Fall mehr erleben. Darum lese ich, was darüber geschrieben wird, auch nur mit Staunen, aber auch mit einem Hauch Gleichgültigkeit. Meine Zukunftsreisen, die nur 7 Jahre in die Zukunft schauen wollen, sind mir da etwas lieber.

Ich möchte diesen Artikel mit einem Zitat aus diesem Buch schließen, das mir aus der Seele spricht:

Die meisten Unternehmen und Menschen werden von der Geschwindigkeit überrascht, teilweise überrumpelt werden, mit der KI und (bald) AGI die Welt prägen wird. Die Voraussetzung dafür ist, dass (nahezu) unendliche Energie zum niedrigen Preis verfügbar ist – und das ist, wie wir geschildert haben, nicht ganz unwahrscheinlich. (…) Anstatt darauf zu warten, dass Arbeitgeber oder Familienangehörige mit Angeboten zur Fortbildung um die Ecke kommen, können wir an dieser Stelle nur wiederholen, was sich seit dem Buchcover durch dieses Buch zieht und jetzt auch den Schlusssatz dieses Kapitels bildet: KI jetzt!

KI jetzt! Gabal Verlag

Fazit

Wer sich noch nicht mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigt hat, bekommt mit diesem Buch einen guten Leitfaden. Wichtig: Es richtet sich nicht explizit an Medienschaffende.

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